Franz Zeier (1923 - 2011), Papiergestalter/-künstler und Buchbinder. Er ist am besten bekannt für sein Buch
Schachtel, Mappe, Bucheinband (1983), daß 1990 auch auf Englisch erschien. Ich bekam das Buch 1984
während meines Praktikums am Germanischen Nationalmuseum in die Hand und
es wurde schnell einer meiner lieblings- Fachbücher. Die englische
Ausgabe wurde DAS Fachbuch, daß ich meinen Schülern empfiehl weil es
sehr klar geschrieben ist und zeigt wie man ohne größere Ausrüstung
schöne Bücher binden kann.
Franz Zeier was a
paper designer and bookbinder. He is best known as the author of Schachtel, Mappe, Bucheinband (1983). This was translated into English as Books, Boxes, and Portfolios
(1990). I was introduced to the German original during my internship at
the Germanisches Nationalmuseum (1984) where it quickly became a
favorite. The translation became my manual of choice when teaching my
ongoing bookbinding class. English summary continues at bottom of this page...
Aber, wie in vielen Fällen, weiß man nicht viel über diese Persönlichkeiten und/oder deren eigenen Arbeiten. Laut seinen "biographischen Notizen" in
Buch und Bucheinband sammelte Zeier Erfahrungen die sein Schaffen prägten bevor er zum Bucheinband kam – er an der Kunstgewerbeschule Luzern, Mitarbeiter des "Papierplastikers" Eugen Häfelfinger in Zurichte, absolvierte eine Lehre als Tiefdruckretoucheur und arbeitete in einem landwirtschaftlichen Betrieb in Frankreich. Erst danach, 1951, begann er eine zweite Ausbildung in der Fachklasse für Handbuchbinder der Kunstgewerbeschule der Stadt Zürich unter der Leitung von Friedhold Morf:
Meine Lehrzeit in der Fachklasse für Handbuchbinder der Kunstgewerbeschule der Stadt Zürich jetzt Schule für Gestaltung), damals unter der Leitung des Meisters Friedhold Morf, war eine Schulung, die sich besonders auf den handwerklich wie ästhetisch anspruchsvollen Einband konzentrierte. So durfte ich es nach meiner Lehrzeit und einem Weiterbildungsjahr wagen, auch anspruchsvolle Arbeiten in Leder auszuführen, wie die erwähnten Franzbände. Bei der Losung formaler Probleme kamen mir meine Erfahrungen als Grafiker zustatten. Diese Einbande bilden eine Gruppe für sich und haben nur wenig Beziehung zu den daneben und später entstandenen Arbeiten. Obgleich ich die Beschäftigung mit den etwas hochgezüchteten Objekten nicht lustlos betrieb, das Kombinieren mit Prägestempeln mir Spaß machte, konnte ich eine gewisse Abneigung gegenüber dieser Luxusbuchbinderei im Lauf der Jahre immer weniger verdrängen. Der Erreger des Unbehagens war nicht das handwerklich Besondere daran als vielmehr die mir fremde Art, mit dem Buch umzugehen. Ganz ohne Verständnis für das Liebhaberische im Umgang mit Büchern, insbesondere mit schonen Büchern, bin ich nicht, sonst hatte ich diesen Beruf nie ergriffen. Wofür ich weniger Verständnis habe, ist der Kult, der mit Luxusdrucken, Luxuseinbanden und Faksimile-Ausgaben getrieben wird. Eigentlich mußte ich dies begründen, aber dazu ist hier nicht der Ort.
Von den in jenen ersten Jahren entstandenen Arbeiten - so gut wie alle waren für Kunden ausgeführt - sind mir nur die wenigsten noch erreichbar, weshalb ich sie mit noch vorhandenen Entwürfen dokumentiere. Man kann aber auch so die Absicht erkennen, die Einbande nicht zu überladen, die natürliche Oberfläche des Leders, des Pergamentes nicht durch üppige Dekors um ihre Wirkung bringen. Oft begnügte ich mich mit dem Titel auf Rücken und Vorderdeckel. Dach um diese wenigen Elemente richtig zu verteilen, auch um die für den bestimmten Fall geeignete Schrift zu finden, sparte ich nicht mit Versuchen und Entwürfen.
Der Apfel ist nicht weit vom Stamm gefallen... Zeier Schrieb auch
einen Aufsatz über sein Verhältnis zu Morf in dem Katalog
Der Buchbinder Friedhold Morf, 1901-1960, Kunstgewerbemuseum Zürich, 1961.
Hier mein Betrag zu Friedhold Morf.
Seiten Ansichten von dem Buch gibts hier →
Buch und Bucheinband.
Eine Vivian Pieper schrieb im May 2015 auf dem Blog der Buchbinderei Köster einen Aufsatz über den "
Handbuchbinder Franz Zeier:"
"Selbst wenn der Einband fehlte, das Buch könnte man trotzdem lesen."
Dieser Satz, von dem sich manch ein Buchbinder vielleicht auf den Schlips getreten fühlt, spiegelt das Verständnis eines Künstlers wieder, der dem Buch dienen will und seine Arbeit auf eine Weise versteht, die in den Anfängen wohl etwas Überwindung kostet. Den Mut zum Einfachen aufzubringen ist für seine Arbeit maßgebend – einer, der etwas von seinem Handwerk versteht; einer, der vielleicht alles kann, aber nicht alles will:
Franz Zeier, bereits 2011 im Alter von 88 Jahren verstorbener Handbuchbinder, Papier-Designer und Fachbuchautor aus Zürich, war wohl einer der großen Buchkünstler unserer Zeit. Aus zahlreichen Aufsätzen und anderen Veröffentlichungen wird deutlich, dass seiner Arbeit vor allem eins zu Grunde liegt: Eine tiefe Liebe zum Buch. Er spricht von der „Richtigkeit“ und auch „Menschlichkeit der herkömmlichen Buchform“ als solche, die durch nichts übertroffen oder abgelöst werden könnte. Dennoch sieht er sich als modernen Buchkünstler, der jedoch nichts umkrempeln und neu erfinden will, sondern mit den herkömmlichen Elementen des Buches spielt und sie weiterentwickelt.
"So genau, so angenehm, so richtig soll ich meinen Einband machen, dass er durch gar nichts Besonderes auffällt."
Diese Einfach- und Schlichtheit ist in alle den Einbänden von Zeier zu sehen, und Pieper leitet den Leser zu zwei Büchlein von Zeier über seine Arbeiten,
Richtigkeit und Heiterkeit: Gedanken zum Buch als Gebrauchsgegenstand (1993) und
Buch und Bucheinband (1995).
Zeiers "Markenzeichen" waren seine Pappeinbände. Diese Vorliebe kam in Schachtel Mappe, Bucheinband zum Ausdruck, eignen sich doch Pappeinbände (oder halb-Gewebe) bestens fuer Anfänger, besonders wenn diese auch die Buntpapiere anfertigen. Pieper erklärt, daß Zeier "den Höhepunkt der Einfachheit" 1984 (ein Jahr nach dem erscheinen von
Schachtel, Mappe, Bucheinband) erreichte, "als er sich künftig auch von gemusterten Papieren fern-hielt." Von dem Zeitpunkt an war es die Abstimmung von Farbe und Proportion des Papiers und Titelschild die den Einband bestimmten. Diese Ästhetik ist auch wie geschaffen für Kleinauflagen von Pressen-drucken und Künstlerbüchern.
Zu der Eröffnung einer Ausstellung von Zeiers Arbeiten im Gewerbemuseum Winterthur schrieb Jost Hochuli einen Aufsatz, "
Richtig und Heiter, Bucheinbände von Franz Zeier:"
Ich war beeindruckt, weil hier ein Handbuchbinder mit klaren Aussagen Front machte gegen das, was in der Gilde international zum guten Ton gehört: gegen die Interpretation - zumeist banale Interpretation- des Buchinhalts aufdem Einband und gegen übermäßigen Aufwand an Materialien, an Leder, Holz, Kunststoffen, an Silber, Gold und anderen Metallen. Solche Einbände zeugen zwar oft von erstaunlichem handwerklichem Können und Raffinesse, in gestalterischer Hinsicht sind es jedoch fast immer Grauslichkeiten, das Mißverhältnis zwischen aufgedonnertem Einband und bescheidenster Buchtypografie kraß und lächerlich.
Diese Aussage ist vielleicht ein Bisschen extreme, aber hat was in sich. Weiter:
Franz Zeiers Arbeiten kommen aus der Stille, und sie führen den, der sich mit ihnen beschäftigt, zur Stille hin. Das ist ihre überzeugende Stärke.Jedes Detail wird da bedeutend: die Struktur des verwendeten Überzugpapiers, seine Farbe, die raffiniert schwache Rundung des Rückens, die schmalen, nur einen knappen Millimeter vorstehenden Kanten, die Stellung des Schildchens auf dem vorderen Deckel oder Rücken, seine Größe, seine Farbe und die typografische Gestaltung. Die Kombinationen, die sich daraus und mit dem jeweiligen Format und der Stärke des Bandes ergeben, bieten einen großen Reichtum an Möglichkeiten.
Mit den Titelschildern hat sich Zeier viel Liebe und Mühe gegeben, was auch in
Schachtel, Mappe, Bucheinband zum Ausdruck kam.
Still und heiter, der Buchbinder Franz Zeier zum Beispiel (2013) besteht aus einer Reihe von Zitaten und kurzen Aufsätzen von Zeier nicht nur zu seinen Einbänden, sondern auch zu seinen Papierarbeiten, Zeichnungen, und Photographien. In alle diesen Bereichen war er Tätig.
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Einbandentwürfe wie sie in Schachtel, Mappe, Bucheinband zu sehen sind.
Aus Still und heiter... |
Bettina Wija-Stein, Mitarbeiterin an der Hochschule für Graphik und Buchkunst, Academy of Fine Arts, in Leipzig
schreibt, "Die Haltung Franz Zeiers ist mir sehr nah, denn auch bei meinen Büchern behandle ich Typografie und Illustration sensibel, der Einband selbst, zweckmäßig, schön und zeitlos, spiegelt den Inhalt, meist unveröffentlichter, von mir selbstgewählter Texte, wieder..."
"Zweckmäßig, schön und zeitlos," daß beschreibt die Arbeiten von Zeier bestens!
Veröffentlichungen von Franz Zeier | Publications by Franz Zeier aus Still und heiter...
- In: Der Buchbinder Friedhold Morf 1901-1960. Zürich: Kunstgewerbemuseum, 1961.
- In: Bindetechnik 3. Stäfa, 1984.
- Papier. Versuche zwischen Geometrie und Spiel. Bern und Stuttgart: Paul Haupt, 1974. 2. Aufl.1983.
- Paper Constructions, gekürzte amerikanische Ausgabe von Papier. Versuche zwischen Geometrie und Spiel). New York: Scribner's Sons, 1980.
- Schachtel, Mappe, Bucheinband. Bern und Stuttgart: Paul Haupt, 1983. 2.Aufl.1994.
- Books, Boxes, Portfolios, vollständige amerikanische Ausgabe von Schachtel, Mappe, Bucheinband). NewYork: Design Press, 1990.
- und "Ungebundene Gedanken zum Thema Handeinband." Vorträge in der Reihe "Öffentliche Publizistik-Vorlesung an der Universität St.Gallen" (Prof. Dr. Peter Wegelin), Januar 1990.
- Richtigkeit und Heiterkeit. Gedanken zum Buch als Gebrauchsgegenstand. St.Gallen: VGS Verlagsgemeinschaft. Reihe Typotron, Nr. 8, 1990. 2.Aufl.1993.
- Rightness and Lightness. Thoughts on the Book as an Object of Use. St.Gallen: VGS Verlagsgemeinschaft. Reihe Typotron, Nr. 8, englische Ausgabe, 1990.
- Vortrag anläßlich der Vorstellung des Typotron-Heftes Richtigkeit und Heiterkeit in St.Katharinen, St. Gallen, 23. Nov.1990.
- Buch und Bucheinband. Aufsätze und Bemerkungen. St.Gallen: VGS Verlagsgemeinschaft, 1995.
- Papier literarisch. Neunmal siebenundzwanzig Zitate aus der schönen Literatur. Bern und Stuttgart: Paul Haupt, 2007.
- Fraßbilder von Insekten an Laubblättern. Sammlung und Text Franz Zeier, Fotografien Michael Rast, Nachwort Laurenz Winkler. Winterthur: Selbstverlag, 2011.19 Tafeln in Mappenschachtel. [Limitierte, nicht im Handel erhältliche Auflage von 12 Exemplaren]
Veröffentlichungen über Franz Zeier | Publications about Franz Zeier aus Still und heiter...
- Eduard Plüss, in: TM, Typografische Monatsblätter 12, St. Gallen 1969. (Auch als Separatdruck erschienen.)
- Herbert Kramel, in: Graphis 176, Zürich, 1975.
- Carla Colombo, in: Forme 64, Cermenate/Como, 1976, in: Tekune. Tokio, 1977.
- Walter Diethelm, in: Visual transformation. Zürich: ABC Verlag, 1982.
- Jost Hochuli, in: Librarium, 40. Jahrgang, Heft 1. Zürich, 1997.
- Jost Hochuli, in: Jost Hochuli: Das ABC eines Typografen. St.Gallen: VGS Verlagsgenossenschaft, Reihe Edition Ostschweiz, Nr.13, 2011.
ENGLISH
Franz Zeier (1923 - 2011), who was a
paper designer and bookbinder, and is best known as the author of Schachtel, Mappe, Bucheinband (1983). This was translated into English as Books, Boxes, and Portfolios
(1990). I was introduced to the German original during my internship at
the Germanisches Nationalmuseum (1984) where it quickly became a
favorite. The translation became my manual of choice when teaching my
ongoing bookbinding class.
Zeier came to bookbinding via several other experiences including working with a paper artist (something that no doubt influenced his work with paper and the book Papier), completed an apprenticeship as a printer/engraver, worked as a farm-hand in France, all before beginning his studies in bookbinding with Morf at the Fachklasse für Handbuchbinder der Kunstgewerbeschule der Stadt Zürich. (Zeier also contributed an essay for the catalog Der Buchbinder Friedhold Morf, 1901-1960. Kunstgewerbemuseum Zürich, 1961.) In a short biographical essay in Buch und Bucheinband (page spreads can be viewed here) Zeier discusses this experience and the emphasis on becoming proficient in the craft of bookbinding, including fine binding, working with leather and tooling... While this is something he learned and practiced, he made it clear that this is not where his interests lay, preferring the natural textures and colorings of the materials, avoiding tooling..., and working with simple titles and labels on spine or front board.
This aesthetic is clear in the many largely paper bindings he crafted over the years, covered in marbled or paste papers with labels. Some of these were millimeter bindings with leather, cloth, or parchment trim, others in partial (or full) cloth. In an article about Zeier, Vivian Pieper writes that after 1984 he abandoned the use of decorated papers in favor of simply letting the paper and crisp binding with title label speak for themselves. The bindings themselves distinguished themselves through crisp and clean
craft, a subtle rounding of the spine, 1 millimeter wide squares around
the textblock with appropriately thin boards, and the positioning of
the label. By forgoing decorative elements, save a label, he let's the text of the book speak for itself. The aesthetic of his bindings is beautifully suited to fine press editions or editioned artist's books.