Saturday, March 5, 2016

W. Collin Verlagsarbeit - Publishers' Binding

Chicago Weltausstellung, 1893 | Chicago World's Fair, 1893


Mappe mit 32 losen Blättern nach Photographien der Bauten und anderen Sehenswürdigkeiten der Weltausstellung mit Baukosten dieser. 
Author: Wilde, Otto u. Albert Ganzlin (ed)
Beschreibung: Mappe von W.Collin, Königl. Hofbuchbinderei Berlin. Signiert unten auf Rückdeckel.

Portfolio with 32 loose plates from photographs of the pavilions and other sites. Interesting is that the descriptions for these also include the construction costs.
Author: Wilde, Otto u. Albert Ganzlin (ed)
Description: Portfolio by W.Collin, Königl. Hofbuchbinderei Berlin. Signed at bottom of rear cover.


Tuesday, February 16, 2016

Die Bernsteinhexe, ein W. Collin Einband

Seitdem ich vor einigen Wochen das erste Teil meiner Geschichte und Bibliographie der Berliner Hofbuchbinder und Schriftsteller, Die Collins - Teil 1: Wilhelm und Georg veröffentlicht habe, habe ich einige Emails, Anregungen, und wertvolle Kritik von Bibliophilen und anderen bekommen. 

Am meisten habe ich mich über die Bilder von Maria Schweidler, die Bernsteinhexe von Wilhelm Meinhold. Die Erstausgabe aus Berlin, 1843 wurde in einem Handeinband der Firma W. Collin gebunden, der Ästhetik nach vermutlich aus der Zeit von Georg Collin, also zwischen 1886 - 1918. Der Pergamenteinband ist handvergoldet mit den Vorsätzen, Schnitt und der mit Buntpapier beklebte Schuber in einem einheitlichen Muster. Der Einband ist in der Privatsammlung von Günter Jung in Deutschland. Ich danke Ihnen Herr Jung.

Since publishing the first part of my history and bibliography of W. Collin, the Berlin-based Court Bookbinders Wilhelm and Georg Collin, as well as Georg son Ernst who rather than binding went on to become one of the most important writers about bookbinding... in Germany in the first half of the 20th century, I have received several emails, words of encouragement, and useful critique from bibliophiles and others in Germany. So far the history and bibliography are only available in this first part, and only in German...

I was happiest to receive the images below of Maria Schweidler, die Bernsteinhexe by Wilhelm Meinhold. The first edition from Berlin, 1843, was bound in full vellum and hand gilt at W. Collin, most likely during the time of Georg Collin (1886-1918). Endpapers, edge treatment, slipcase are decorated in the same marbling pattern... I am most grateful to Günter Jung whose book this is, for sharing and allowing me to publish the pictures here.

Einband in Schuber | Binding in slipcase

Gesamt Einband | Overall binding

Schnitt und Vorsätze | Foredge decoration and endpapers

Signature von W. Collin | Binder's stamp

Saturday, February 13, 2016

Sammeln - Collecting

Bücher zu sammeln, besonders antiquarische,
kann manchmal wie geruhsames Angeln sein...,
Book collecting, especially of antiquarian titles can be like contemplative fishing...,


oder wie auf der aktiven und spannenden Jagd zu sein...
or like being hot on the trail of the quarry...


Ich bin dabei meine Sammlung von dem Falzbein, das nachkriegs Pendant zum Buchbinderlehrling zu vervollständigen und habe eins der ersehnten Jahrgänge gesehen in einem besonders schönem Lehrlingseinband...

I'm in the process of completing my collection of the Falzbein, the postwar equivalent to the Buchbinderlehrling, and saw one of the missing volumes in an especially attractive apprentice binding.

Photo vom Antiquar | Dealer photo

Dieser war auf eBay zusätzlich zu verschiedenen Händlerplatformen wie ABE, ZVAB, ... angeboten. Versucht zu bestellen, weg... Schade, aber der gute Antiquar hatte noch einen der mir fehlte also trotzdem dem Ziel näher...

This had been offered on eBay by the dealer in addition to the other bigger platforms such as ABE, ZVAB, ..., and when I tried to order I got the bad news that this volume was gone already. Dang, but the good Antiquarian had another volume I was missing, so still a step closer to the finish line... 

Note from dealer letting me know the bad news...


Weiter suchen, und ein paar Monate später tauchte der selbe (Bilder vergleichen) bei einem meiner lieblings Antiquare auf. Geschnappt...

Continued my searching, and a few short months later the same volume in the same binding (compare pictures) showed up at one of my favorite dealers. Got it!


Oft ist die "Jagd" nach Titeln eher geruhsam, wie im ersten Bild, dieses mal, eher Aktiv und hat sich gelohnt. Wer den 11. Jahrgang hat, darf sich gerne bei mir mit einem Angebot melden...

The hunt for books is usually slower and more contemplative (like in the first picture), and sometimes they get away. This time it was more aktiv, like a dog following a fresch scent, but I got the quarry. So, whomever has the 11th volume of this title and is willing to part with it, make me an offer...


Saturday, January 30, 2016

Hermann Nitzs Kombinationseinband


Als Buchbinder haben wir alle schon Verlagseinbände, (hoffentlich bessere) Taschenbücher, und ähnliches als "pseudo" Franzband eingebunden. Manchmal als Übungstücke, oder auch als Präsentation- oder Geschenkeinband. Oft lohnt es sich nicht neu zu heften, bei Klebebindungen kann man das eh vergessen. Was machen wir, wir entfernen Decke/Umschlag, säubern Rücken, pressen ab, und hinterkleben mit Gaze oder anderen passenden Gewebe. Danach Kapitalband (handgestochen oder geklebt), Deckel ansetzen und weiter... Der amerikanische Buchbinder Henry Hebert nennt diese "fancied-up," aufpoliert. Einige meiner Exemplare sind hier zu sehen.

Mit der Industrialisierung wurde auch bei Einbänden rationalisiert und vereinfacht wo es nur ging - alles damit es schneller und billiger ging. Maschinenheftung wurde entwickelt mit Faden und Draht, der Deckenband entstand. Im späteren 19. gab es Bemühungen die Lage und den Ruf der Hand- und Kunstbuchbinderei zu besseren, und nach Georg Collin und anderen gingen viele Aufträge nach England oder Frankreich wegen Aesthetik und Verarbeitung. Die deutsche Verlagsarbeit dagegen wurde als Spitze angesehen. Die Großbuchbinderein, auch Dampfbuchbinderein genannt, legten sich  Sonderabteilungen für Hand- und Kunsteinbände an, unter diesen E.A. Enders, Fritzsche, Hübel & Denck, Lüderitz & Bauer, Spamer, Wübben, und W. Collin in Berlin und Leipzig. Die Einbände, Buntpapiere, und andere Arbeiten die dort entstanden mußten sich nicht von denen der anderen Hand- und Kunstbuchbinder verstecken.

Hermann Nitz (1881-1965) war Adam- und Kerstenschüler, und arbeitete als Kunstbuchbinder bei Hübel & Denck und Spamer in Leipzig, später in Berlin als Großbuchbinder. Er war auch Mitglied des Jakob-Krauße-Bund (J-K-B) und der Meister der Einbandkunst (MDE). Obwohl als Kunstbuchbinder ausgebildet, arbeitete er seine ganze Karriere-lang in Großbuchbinderei, wo er sich bemühte die Tugenden des Handeinbandes mit Hilfe von Maschinen in größeren Auflagen zur Geltung zu bringen. Dies war auch das Thema seiner Schriften in denen er über Werkstoffe, Arbeitsabläufe der industriellen Buchbinderei, und Innovationen schrieb. Diese Themen ließen sich schwer mit der Kunstbuchbinderei vereinbaren und führten zu Spannungen mit dem MDE, so daß Nitz austrat.*

Eine dieser Innovationen war der Kombinationseinband in dem Maschinenheftung, lederschärfen und Pressvergoldung mit den Techniken des Handeinbandes (besonders dem Franzband) kombiniert wurden. Das Ergebnis war ein Einband der der Ästhetik des Franzbandes entsprach, aber schneller und billiger zu verarbeiten war, ohne die Qualität negativ zu beeinflussen. Diese Technik wurde zuerst in Über einen neuen Einband-Typ von Spamer 1923 herausgegeben.


Decke von Hermann Nitzs Über einen neuen Einband-Typ
 Beschreibung der Spamersche Buchbinderei Leipzig, rechts ein Handeinband.
Andere Abbildungen zeigen diese und Kombinationseinbände damit
der Kunde vergleichen kann.

Nun...



Also, was war der Kombinationseinband? Nach Moessners Buchbinder-ABC war dieser ein "Handeinband, der unter weitgehender Maschinenbenutzung wie Heften, Lederschärfen, Pressvergolden usw. gebunden wird und dann meist einen vorgetäuschten tiefen Falz hat." Nitz beschreibt es als Folgendes auf Seiten 6-7:
Das bedeutsame Merkmal dieser Einbandart ist das Ansetzen der Deckel von Hand auf tiefen Falz vor dem Insledermachen, womit, genau wie bei reinen Handeinbänden, eine unlösliche Verbindung von Buckblock und Deckel geschaffen wird. Im übrigen ergeben sich die verschiedensten Variationen je nach dem Preis, der für den Einband angelegt werden kann. Die wohlfeilste Arbeitsmethode ist folgende:

Heftung mittels einer besonders konstruierten Fadenheftmaschine, nicht etwa auf Baumwollgaze, sondern auf Hanffaser, Deckel ansetzen von Hand auf tiefen Falz, Kapitalband angeklebt, Insledermachen von Hand, Vergoldung auf Rücken und Deckeln mit der Prägepresse.
Dabei gab es auch andere Extras die den Preis beeinflussten. Die Technik wurde gedacht als Einband "für die Herstellung kleinerer oder größeren Auflagen bzw. Teilauflagen von wertvollen Klassikern oder sonstiger Belletristik, für wissenschaftliche und kunstwissenschaftliche Werke, Lexika, u. dgl., soweit edles Leder für den Rücken oder den ganzen Einband als Material vorgesehen ist." Die ganze Broschüre kann unten, oder über diesen Link gelesen werden.


Nitz beschrieb diese auch in seiner Die Technik des Bucheinbandes (1931). Sie wurde auch von  Heinrich Luers in dem Das Fachwissen des Buchbinders (1943, 1946 (271-72)) beschrieben als Kombinationsfranzband.


Gerhard Zahn beschreibt es in Grundwissen des Buchbinders (207-9) als der "imitierte" Franzband und zeigt Vorsatzarten und das ansetzen der Deckel auf tiefen Falz. Fritz Wiese in Der Bucheinband (256-7) als etwas ähnlichem, Lederband nach Franzbandart.

Zu Nitzs Die Technik des Bucheinbandes, dies war ein Buch wie Collins Pressbengel (1922) der die Buchbinderei und ihre Techniken für Bibliophile beschrieb. Es wurde heraus gegeben in einer Auflage von 500 Exemplaren durch die Gesellschaft der Bibliophilen, Berlin. Im Kontrast zu Collins Dialog, ist dies eher als ein für Laien verständliches Fachbuch mit Abbildungen geschrieben. Mehr hierzu in einem weiteren Beitrag...